The Who 1964-1983

 

 

Die Anfänge von The Who reichen bis ins Jahr 1963 zurück, als eine Schulband mit Namen The Detours mit Roger Daltrey an der Spitze in London aktiv ist. Über einige Kontakte stoßen recht bald John Entwistle und Pete Townshend zu den Detours.

Mit der Zeit entschließt man sich, den Bandnamen in The Who zu wechseln und mit den Live-Auftritten einen Manager zu beauftragen. Über mehrere Umwege und Zufälle gelangt man schließlich an Pete Meaden, der im Jahre 1964 das Management der Gruppe übernimmt. Zu diesem Zeitpunkt ist in London die Mod-Bewegung sehr aktuell und Pete Meaden verpasst der Gruppe das Mod-Image und tauft sie in The High Numbers (ein Begriff aus der Mod-Szene) um.

Meaden erreicht auch einen Plattenvertrag mit Fontana Records. Im Juli 1964 erscheint dann die erste (und einzige) Single der High Numbers mit dem Titel I'm The Face. Leider floppt die Scheibe fürchterlich, so daß der erste Versuch ins professionelle Geschäft einzusteigen gründlich scheitert. Zwar hat man noch jede Menge Liveauftritte in Londoner Clubs, aber das ist auch schon fast alles, womit die Band Ende 1964 Aufsehen erregt.

In jenen Tagen stößt auch Keith Moon dazu, der bei seinem ersten Probeauftritt gleich derart berserkisch auf der Ausrüstung des Band-Schlagzeugers herumtrommelt, daß die Basstrommel zu Bruch geht. Doch Keith Moon, dessen Vorliebe übrigens der Beachmusik im Stile der Beach Boys gilt, überzeugt, und er ist engagiert. Die Band besteht nunmehr aus Roger Daltrey (Gesang), Pete Townshend (Gitarre), John Entwistle (Baßgitarre) und Keith Moon (Schlagzeug).

Ungefähr zu dieser Zeit passiert Pete Townshend auch jenes markante Missgeschick, als er während eines Live-Auftritts mit dem Gitarrenkopf an einer der niedrigen Clubdecken stößt, wobei die Gitarre dieses Unglück nicht überlebt. Das Publikum betrachtet diesen Vorfall jedoch als geschickt inszenierten Show-Act und fordert enthusiastisch von Pete Townshend in den folgenden Shows wiederum seine Gitarre zu zerschlagen, was seitdem als Markenzeichen von Who-Konzerten gilt.

Ende 1964 ist auch mit Kit Lambert und Chris Stamp ein Filmteam in London unterwegs mit dem Auftrag, einen Film über die Londoner Beat-Szene zu drehen. Zufälligerweise kommen die beiden Filmemacher an dem Club vorbei, wo die High Numbers gerade spielen. Lambert und Stamp sind von der Atmosphäre, die von Band und Publikum ausgeht, derart beeindruckt, daß sie im November 1964 das Management der Gruppe übernehmen und den Bandnamen wieder in The Who zurück ändern. Von der Stilrichtung neigen The Who sowieso eher zum Rhythm & Blues, als mit der kurzlebigen Mod-Mode mitzuschwimmen.

Es folgen wiederum Plattenverträge, diesmal mit Brunswick und Decca. Als erste Single von The Who erscheint im Januar 1965 der Titel I Can't Explain, der von Pete Townshend komponierte wurde. Nach einigen TV-Auftritten hält die Single sogar in der englischen Hitparade Einzug. Der Einstieg ins professionelle Musikgeschäft ist geschafft.

Bis zum Ende der 60er Jahre liefern The Who noch jede Menge Single-Hits. Unter anderem erscheint Ende 1965 die Single My Generation, das ähnlich wie Satisfaction von The Rolling Stones aus dem gleichen Jahr zu einem Meilenstein in der Popmusik wird. Allmählich übernimmt Pete Townshend mit seinen genialen Kompositionen das Ruder von The Who. Schließlich wird Ende 1965 die erste Who-LP mit dem Titel My Generation veröffentlicht.

Es folgen europaweite Tourneen. 1966 erscheint als zweite LP A Quick One und 1967 das Album The Who Sell Out, wo The Who zwischen den einzelnen Stücken Werbejingles einbauen und sich somit an der Pop- und Hippiebewegung orientieren. Dennoch gelingt der entscheidende Durchbruch noch nicht. Im Gegenteil, durch die teuren Tourneen mit dem Zertrümmern ihrer Anlage manövriert man sich neben einer musikalisch ungewissen Zukunft auch in einen finanziellen Abgrund.

Etwas muss geschehen, und angeregt von Kit Lambert beginnt Pete Townshend an einer grösseren Sache zu komponieren. Das Ergebnis ist das Doppelalbum Tommy, das 1969 quasi als erste Rockoper in die Musikgeschichte eingeht. Die Story erzählt von dem kleinen Jungen Tommy. Er wird Zeuge des Mordes, den der Liebhaber der Mutter an dem im Krieg verschollen geglaubten und nun heimgekehrten Vater verübt. Tommy fällt dadurch in ein Trauma; er wird blind, taub und stumm. Als übersinnliche Fähigkeit entdeckt er das Flipperspielen und er besiegt in einem Wettkampf den amtierenden Pinball Wizard der Stadt. Tommy wird von seinem Trauma erst geheilt, als der Spiegel zerbricht, von dem er sich magisch angezogen fühlte.

Nach anfänglicher Skepsis in der Öffentlichkeit schaffen The Who mit Tommy aber dennoch den weltweiten großen Durchbruch. Neben einem Auftritt beim legendären Woodstock-Festival im August 1969 halten The Who auch in vielen Opernhäusern Einzug und gelangen zu Staatsehren.

Musikalisch entwickeln sich The Who in dieser Zeit von der einstigen Singles-Band zu einer wahren Live-Attraktion. Als Zeugnis ihrer überwältigenden Konzertauftritte wird 1970 ein Konzert in Leeds mitgeschnitten und mit dem schlichten LP-Titel Live At Leeds veröffentlicht. Als nächstes Studioalbum kommt 1971 Who's Next auf den Markt, welches sich mehrere Millionen mal verkauft und The Who endgültig zu Superstars macht. Fortan füllen The Who mühelos die größten Arenen der Welt.

Die Zeit ist reif für ein weiteres Meisterwerk, welches der Nachfolger von Tommy werden soll. Unter dem Titel Quadrophenia komponiert Pete Townshend 1973 ein Konzeptalbum, was aber nicht an den Erfolg von Tommy heranreicht. Inhaltlich handelt Quadrophenia von der Mod-Bewegung der frühen 60er Jahre in England, dessen Thematik jedoch ausserhalb Englands nur auf wenig Interesse stößt.

Zwischenzeitlich trennt sich die Band auch von dem Lambert-Stamp-Management und geht bei Polydor unter Vertrag. 1975 erscheint die LP The Who By Numbers, welche zwar an den genialen Kompositionen Pete Townshends keinen Zweifel offen lässt, jedoch diesmal die gewohnte Frische und Agressivität vermissen lässt. Dennoch bleiben The Who der heisseste Live-Act in den 70er Jahren. Dabei erreichen sie auch als "Lauteste Rock-Band der Welt" einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde.

Allmählich beginnt sich der exzentrische Lebensstil von Keith Moon, den er nicht nur in den teuersten Hotels der Welt auslebt, negativ auf seine Gesundheit auszuwirken. Keith Moon stirbt im September 1978 an einer Überdosis Beruhigungstabletten. Kurz zuvor erscheint noch das Album Who Are You. Auf dem Plattencover sitzt Keith Moon auf einem Klappstuhl mit der Aufschrift "Not To Be Taken Away".

Die große Frage lautet nun, wie es mit The Who weitergehen soll. Die Band entschließt sich ziemlich schnell, als Nachfolger Kenney Jones zu engagieren. Und so folgt auch im darauffolgenden Jahr eine ausgiebige Tournee mit dem neuen Schlagzeuger. Trotz der Qualitäten von Kenney Jones muss man aber feststellen, daß The Who seit dem Tod von Keith Moon viel von ihrem legendären Flair eingebüsst haben.

Als erste Who-LP mit Kenney Jones kommt 1981 Face Dances heraus. Sowohl Face Dances als auch das ein Jahr später veröffentlichte Album It's Hard verkaufen sich unter den Erwartungen. Zwar können The Who weiterhin auf weltweiten Tourneen die größten Konzerthallen innerhalb weniger Stunden ausverkaufen, dennoch ernten sie die meisten Ovationen mit ihrem älteren Material. Die neuen Titel kommen bei den Fans nicht so recht an.

So entschließt sich Pete Townshend Anfang 1983 nach einer Farewell-Tour, nicht zuletzt auch aus gesundheitlichen Gründen, das Kapitel The Who zunächst zu beenden.